Endlich Delphine

Um 7:30 Uhr holt uns Mister Soda ab. Wir wollen die seltenen Irawadidelfine in der Nähe von Kratie beobachten. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Wir sind die Ersten, die nach einer Dreiviertelstunde am 15 Kilometer von Kratie entfernten „Kampi Mekong Dolphin Center“ ankommen. Eine steile Treppe führt zu den kleinen Booten, die zu den Sandbänken im Fluss schippern, um die herum sich die seltenen Säugetiere tummeln sollen. Sie lieben das tiefere Wasser und die Strömungswirbel, die sich hier bilden.

Sobald eine geeignete Stelle erreicht ist, stellt der Skipper den Motor ab und wir treiben in der leichten Strömung. Gebannt schauen wir auf die Wasseroberfläche. Da hinten, das könnte… Nein, das ist nur ein Wasserwirbel. Nur Geduld, Mister Soda zeigt in Richtung einer markanten Insel. Und richtig, es dauert nicht lange und in zehn, zwanzig Meter Entfernung kommen die ersten Delfine nach oben, lassen sich kurz im Wasser treiben und tauchen wieder unter.

Zwischendurch muss immer mal wieder der Motor angeworfen werden, um die Position zu halten. Die Delfine bleiben davon unbeeindruckt, kommen sogar bis auf wenige Meter näher heran. Immer wieder tauchen nun alle paar Minuten ein, zwei oder drei der auch „Flussschwein“ genannten Tiere mal vor dem Bug, mal hinterm Heck auf. Ich kann oft gar nicht so schnell reagieren, die Kamera in Position bringen und den Auslöser drücken, wie sie wieder verschwunden sind. Ein unvergessliches Erlebnis ist es allemal.

Nach einer knappen Stunde fahren wir ans Ufer zurück. Unsere heutige Tour ist aber noch nicht zu Ende. Bereits auf dem Hinweg haben wir einen kurzen Zwischenstopp an der runderneuerten Krong Kracheh Pagode eingelegt, die golden im Morgenlicht glühte. Jetzt geht’s erstmal noch weiter in die Gegenrichtung und wir passieren auf dem Rückweg den Ort Kampi mit seinen markanten Langhäusern auf hohen Pfählen unten am Mekongufer.

Das nächste Ziel unserer kleinen Extratour rund um Kratchi ist die Phnom Sambok Pagode, ein buddhistischer Tempel auf dem Gipfel eines 97 Meter hohen Berges. 360 Stufen führen in drei Etappen nach oben, rechts und links begleiten hunderte Mönchstatuen den Anstieg. Bis auf das Vogelzwitschern und ein paar scheue Affen ist es ruhig hier oben.

Beim Abstieg ermahnt mich ein Mönch, der plötzlich meinen Weg kreuzt, vor den nächsten Stufen auf der zweiten Ebene einmal den Berg zu umrunden. Das lohnt sich allein schon wegen der zahlreichen bunt bemalten Statuen, die dort aufgestellt wurden.

Wir fahren weiter. Am späten Vormittag erreichen wir gegen 11 Uhr Kou Loab, den Heimatort unseres Guides. Vor der Pagode des Ortes ist auf großen Matten Reis zum Trocknen ausgelegt. Eine bewährte Methode, die auch andernorts zu beobachten ist, wenn zerkleinerte Maniok-Wurzeln einfach mal in langen Bahnen am Straßenrand oder in Streifen geschnittener Fisch oder Fleisch in Körben in der Sonne trocknen.

Soda will uns unbedingt ein paar Bergschildkröten zeigen und bringt uns zu einer kleinen Hütte inmitten der großenteils abgeernteten Reisfelder außerhalb seines Dorfes. Es folgt eine Palmsaft-Verkostung quasi direkt an der Quelle. Geschickt klettert ein junger Kambodschaner den Stamm einer Palmyra-Palme hinauf. Dort sammelt er die Bambusköcher ein, in die der Saft aus den gequetschten und Beschnittenen Blütenständen über Stunden und Tage getropft ist. Der Saft schmeckt übrigens weniger süß als erwartet.

Gewöhnungsbedürftig und wahrscheinlich erst im Zusammenspiel mit anderen Zutaten sind die großen gallertartige Kerne der Palmyrapalme. Vielleicht sollte man sie einfach mal zusammen mit Kokosmilch und Bananen einkochen. Eine Variante der laotischen Nachspeise, die wir bei dem Kochkurs kürzlich kennen gelernt haben.

Auf dem Rückweg machen wir noch ein weiteres Mal Halt, um bei der Herstellung einer weiteren essentiellen Zutat der asiatischen Küche dabei zu sein. Der Teig für die Reisnudeln wird in dünnen Fäden mit einer großen Nudelpresse direkt in einen großen Topf mit heißem Wasser gedrückt. Den Hebel der Presse bedient eine ältere Frau, indem sie sich einfach darauf setzt.

Am Nachmittag besorgen wir uns noch schnell die Tickets für die morgige Weiterfahrt nach Siem Reap. Wieder ist es kein Bus, sondern ein Minivan, der uns morgen früh um Sieben an unserem Hotel einsammeln soll…

Unterkunft:
River Dolphin Hotel

Sangkat Orrussey
Kratie, Cambodia

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