Wiederaufbau eines Weltkulturerbe

id-sw_2015-01-11-DSC_002818 Kilometer östlich von Yogya befinden sich die Ruinen der größten hinduistischen Tempelanlage Indonesiens. Praktisch, dass der Bus der Linie 1A direkt neben unserem Hotel hält und direkt dorthin fährt. Das ist nicht nur billiger als mit dem Taxi (ca. 0,25 Euro pro Person, statt rund 15 Euro zu zweit), sondern macht auch mehr Spaß. Das ungläubige Staunen der Hotelangestellten inklusive, als wir uns nach der Haltestelle erkundigen und kein Taxi wollen.

id-sw_2015-01-11-DSC_0021Der Wiederaufbau der Tempel von Prambanan begann bereits 1918, die Restaurierung des  47 Meter hohen Shiva-Tempels wurde aber erst in den 1950er Jahren abgeschlossen. Zur Anlage gehören acht Haupttempel, je vier Tor- und Eck-Tempel sowie 224 kleine Pervara-Tempeln. Die Rekonstruktion erweist sich als schwierig, da für den Wiederaufbau eines Gebäudes mindestens 60 Prozent der ursprünglich verbauten Steine vorhanden sein müssen. Diese sind aber nur noch zum Teil auf dem Gelände zu finden, da sie in der Vergangenheit wie so oft bei vergleichbaren Ruinen von den Bewohnern der Gegend als Baumaterial genutzt wurden. Der Abtransport endete erst mit Beginn des Wiederaufbaus. 1991 wurde die Anlage zur Liste des Weltkulturerbe der UNESCO hinzugefügt. Mit dem Erdbeben vom Mai 2006 erlebten alle bisherigen Bemühungen der Rekonstruktion einen herben Rückschlag. Die bereits wiederhergestellten Tempel wurden bei dem Beben so schwer beschädigt, dass der nun folgende Wiederaufbau fast schon einem Neuanfang gleich kam.

id-sw_2015-01-11-DSC_00402010 war die Rekonstruktion der acht Haupttempel der obersten, dritten Ebene beendet. Dabei handelt es sich um die drei Tempel der Hindu-Gottheiten Shiva, Vishnu und Brahma, weitere drei Heiligtümer für deren Reittiere Nandi, Garuda und Hamsa sowie rechts und links am Ende der Achse zwischen diesen je ein kleinerer Schrein in südlicher und nördlicher Richtung. Ob und wann die Rekonstruktion der übrigen 232 kleinen Schreine auf den unteren zwei Ebenen beendet sein wird, ist aufgrund der zuvor genannten Problematik der mangelhaften Vollständigkeit der Baumaterialien schwer abzuschätzen. Die Aufgabe gleicht einem riesigen Puzzle.

id-sw_2015-01-11-DSC_0041Die bereits fertigen Tempel zieren umfangreiche Reliefs, die unter anderem eine hinduistische Legende erzählen. Wir hatten das Glück, bereits im Bus einen Touristikstudenten aus Jakarta zu treffen, der am Prambanan gerade ein Praktikum macht. Es ist sein fünfter Tag als Guide. Er führt uns durch die Geschichte des Wiederaufbaus und erläutert detailliert die Geschichten, die von den Reliefs erzählt werden. Obwohl er sich selbst als Anfänger bezeichnet und eigentlich kein Geld für seine kompetente Führung haben will, hat er sich eine angemessene Belohnung am Ende der zweistündigen Tour durch die Anlage redlich verdient – die offiziellen Guides verlangen pro Stunde  rund 6 Euro.

id-sw_2015-01-11-DSC_0088Auf dem Rückweg zur Busstation beobachten wir vor einem Pavillon innerhalb des weiträumig eingezäunten Geländes des Prambaran eine Tänzergruppe samt Orchester. Wir erleben den zweiten Teil eines traditionellen javanischen Pferdetanzes  (Kesenian Kuda Kepang). Nachdem sich die Tänzer der Gruppe „Turonggo budoyo kinayungan“ auf Steckenpferden in Trance getanzt haben, folgt nun der zweite Teil. Die „Leiter“ der Gruppe gehen dabei mit den unter äußerster Anspannung stehenden Tänzern recht ruppig um. Diese scheinen davon aber nur begrenzt etwas mitzubekommen und essen z. B. die Glut von Räucherstäbchen oder fallen immer wieder in trancehafte Tanzbewegungen.

Unterkunft:
The Phoenix Hotel
Jl. Jenderal Sudirman No.9, Tugu Jogja, Yogyakarta, Indonesien 55233

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