Essen kommen

Den Wecker habe ich heute mal etwas früher gestellt, um gegen 6 Uhr den morgendlichen Almosengang der Mönche mitzuerleben. Die Prozession zieht auch an unserem Quartier vorbei, da wäre es schade, nicht an einem Tag einmal die Gelegenheit zu nutzen. Für 100.000 laotische Kip (4,45 Euro) verkauft mir eine Straßenhändlerin Klebreis in einem Bambuskorb und eine entsprechende Menge Süßigkeiten.

Die Regeln sind streng. Die Spender haben ihre Schuhe ausgezogen, sitzen auf niedrigem Plastikhockern auf einer Bastmatte entlang der Mauer des Wats, formen den Klebreis zu einer kleinen Kugel und legen sie zusammen mit einer Süßigkeit dem kurz innehaltenden Mönch vor ihnen behutsam in die Sammeltrommel. Deckel zu, ein kurzes Kopfnicken, der nächste bitte. So geht das eine Weile bis die erste Gruppe durchgezogen ist. Mit etwas Abstand folgt die nächste, wieder angeführt von einem älteren Mönch, der Rest folgt  wie die Orgelpfeifen.

Ansonsten heißt es Abstand halten und jede Aufdringlichkeit vermeiden. Geboten sind mindestens zwei Meter, will man die Mönche von der Straßenmitte aus bei ihrem Gang über den Gehsteig fotografieren. Angst, unter die Räder zu kommen, muss man nicht haben, die Straße ist für Autos und Mopeds von 5 bis 7 Uhr gesperrt, dann ist Schluss mit der safranfarbenen Karawane.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht, heute wartet ein Kochkurs auf uns. Um 8 Uhr werden wir von einem Tuk-Tuk abgeholt und in einen Vorort rund 6 Kilometer nordöstlich der Altstadt gebracht. Dort wartet bereits Deng für einen Rundgang über einem kleinen lokalen Markt, um mit uns noch einige Zutaten für die für heute geplanten Gerichte zu kaufen. Die angebotenen Fische kommen fangfrisch aus dem Mekong, wir hatten die Fischer bereits auf der Slowboot-Fahrt beobachten können.

In der Freiluftküche des Restaurants „Khuamordin“ werden wir bereits erwartet. Zu unserer Überraschung erfahren wir, dass wir heute die einzigen Schüler sind, der heutige Morgenkurs wurde kurzfristig eingeschoben, warum wird uns erst später klar. Zunächst wird jedem Kocheleven schnell eine Schürze umgebunden und eine Mütze aufgesetzt.

Los geht’s mit der Zubereitung des allgegenwärtigen Klebreis, der nicht nur als Beilage zu vielen laotischen Gerichten gehört, sondern auch essenzieller Bestandteil der morgendlichen Lebensmittelspenden für die Mönche ist.

Dann wird geschnippelt, gemörsert und gehackt, was das Zeug hält. Die Zutaten für den Larp, eine Art Hackfleischsalat mit Kräutern müssen möglichst fein und dünn prepariert werden. Es ist fast wie immer, für diese Arbeiten bin ich zuständig…

Beim Verpacken der zuvor marinierten Fischstückchen in Bananenblätter müssen wir dann beide unsere Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Wie gut, wenn man schon dank deutscher Rouladen und italienischer Involtini ein paar Erfahrungen mitbringen kann.

Die Kokosmilch für die Nachspeise kommt nicht aus der Dose. Erst wir das Kokosfleisch geschickt aus der Schale geraspelt, in einen Leinenbeutel verfrachtet, etwas warmes Wasser dazu und dann heißt es auch schon: Strong Man, pressing. Kommt mir bekannt vor, das hatten wir schon mal in Vietnam, da ging es um das Gemüse für die Frühlingsrollen… same, same, but different… Die selbstgemachte Kokosmilch wird anschließend mit Bananenscheiben und etwas Zucker aufgekocht, fertig ist die Naschspeise.

Sobald der Klebreis fertig und in Bastkörbchen verstaut wurde, ist auch schon Essenszeit. Die gemeinsam zubereiteten Gerichte müssen verkostet werden. Zum Glück hatten wir es selbst in der Hand, ob und wieviel Koriander zum Einsatz kamen. Larp und auch der gedünstete Mekongfisch schmecken köstlich. Damit wäre normalerweise das Ende des Kochkurses erreicht. Aber nein, heute ist alles anders. Für die Angestellten ist am Nachbartisch ein großes laotischen Barbecue aufgebaut.

Heute wird hier gemeinsam Neujahr gefeiert, die Vorbereitungen liefen bereits am Vormittag auf Hochtouren, während wir unsere Lehrstunden erhielten. Selbstverständlich dürfen wir jetzt noch nicht zurück ins Hotel. Deuane, die Eigentümerin des Restaurants „Khuamordin” mit angeschlossener Kochschule besteht darauf, dass wir bleiben und mitfeiern.

Bevor das gemeinsame Essen beginnt, wird gewichtelt. Eine Art Flaschendrehen bestimmt, wer welches nützliche Geschenk mit nach Hause nehmen darf. Gewinner von Zahnpasta, Toilettenpapier, Schmerztabletten, Haarspray etc. ist, auf wen der auf einen Stab gesteckte Hahnenschnabel zeigt. Eine Mordsgaudi für alle Beteiligten.

Dann setzen wir uns alle für das gemeinsame Grillen mit den kohlebefeuerten Metallhauben an einen großen Tisch und genießen echtes Slow Food….

Auf der Rückfahrt ins Hotel lassen wir uns noch am Wat That Luang absetzen. Auf dem Klostergelände arbeiten gerade einige Mönche am Dachstuhl eine alten Gebäudeteils, der  gerade renoviert wird. Noch ist wenig von der alten, neuen Pracht zu sehen. Das macht neugierig. Wieder mal ein Grund, wiederzukommen, irgendwann…

Für heute beenden wir unser diesjährigen Luang Prabang Besuch mit einem letzten Wat-Besuch im zehn Minuten vom Wat That entfernten Wat Pha Bat Tai am Ufer des Mekong.

Unterkunft:
Ancient Luangprabang Hotel

Sisaleumsack Road
Ban Phonheuang
85671 Luang Prabang, Laos

Kochkurs:
Khuamordin Luangprabang

Dieser Beitrag wurde unter Asien, Laos abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.