Vier Hochzeiten und eine Totenmaske

Samstags wird geheiratet. Am besten in der Kirche Santo Domingo de Guzmán. Bereits auf dem Weg zum Frühstück laufen wir direkt in die erste Hochzeitsgesellschaft. Das schon etwas ältere Brautpaar kommt gerade aus der Kirche und wird von zwei Calendas und einer kleinen Musik- und Folkloregruppe in Empfang genommen. Nach den obligatorischen Gruppenfotos tanzen Maricela & Mario mit ihren Gästen, Tänzerinnen und Blaskapelle durch die Calle Macedonio Alcalá in Richtung Zócalo. Das nächste Brautpaar wartet schon vor der Kirche.

Wir besuchen das Museo de las Culturas de Oaxaca in der Klosteranlage von Santo Domingo. In dem Regionalmuseum befinden sich auch die Schätze aus der Grabkammer Nummer 7 von Monte Alban. Dieser Fund gilt als der bedeutendste Amerikas. Die Totenmaske aus Jade ist das Highlight, die unzähligen silbernen und goldenen Grabbeigaben, Schmuckstücke mit Schmucksteinen und Knochenschnitzereien und weitere Opfergaben sind überwältigend.

Plötzlich ertönt der „Gefangenenchor“ aus Nabucco. Acht Sängerinnen und Sänger haben sich wirkungsvoll im Treppenhaus des Klosters aufgestellt und machen Werbung für ihr nachmittägliches Konzert.

 

Auf dem Platz vor der Kirche ist derweil das nächste Brautpaar von ihrer persönlichen Tanz- und Calenda-Gruppe in Empfang genommen worden. Maribel & Cesar sind die Glücklichen.

 

Bis wir dann schließlich aus dem Museum kommen, ist dann bereits das dritte Brautpaar unterwegs. Paty & Pablo sind schon an der Stadtbibliothek vor dem Zócalo angekommen. Ein letzter Tanz der Brautleute und der Umzug löst sich auf.

 

Nebenan befindet sich das Contemporary Art Museum. Uns gefallen vor allem die Bilder des jungen Malers Rosendo Pinacho im Erdgeschoß (z.B. „Pueblo Mestizo“ und „Mundo para una musa“ / 2019). Die Videoinstallationen im ersten Stock können wir nicht recht deuten.

 

Die UV-Licht-beleuchtete Installation „Senuelos del aura-ser“ von Rubén Maya dagegen fasziniert uns.

Zeitgenössische Kunst findet man auch im Museo de los Pintores Oaxaquenos am Eck zum Zókalo. Hier sind es vor allem die Bilder von Franzisco Toledo aus den 90er Jahren, die uns gefallen. Sie erinnern stark an die Blütezeit der Surrealisten der 30er Jahre. Offensichtlich hatte der Künstler in den 90ern eine ausgesprochen exzessive surrealistische Phase. „Juárez se encontró al la Virgen de los panaderos y lo salvó de un chapulín gigante“ aus dem Jahr 1995 ist da ein gutes Beispiel. Den aktuelleren Werken des im September dieses Jahrs in Oaxaca verstorbenen Künstlers fehlen dagegen diese symbolschwangeren Bezüge.

Eine Überraschung ist das Museum von Rufino Tamayo. Wir erwarten eine Ausstellung seiner Werke, werden aber von einer reichhaltigen Sammlung von Plastiken der vorkolumbianischen Zeit überrascht. Der um die Jahrhundertwende in Oaxaca geborene Künstler war zapotekischer Abstammung und beschäftigte sich nicht in seinem Werk intensiv mit der Kultur seiner Vorfahren. Um die Plastiken und Figuren der frühen mesoamerikanischen Kulturen davor zu bewahren, außer Landes gebracht zu werden, baute er kurzerhand eine eigene Sammlung auf. Diese befindet sich jetzt hier im Museo de Arte prehispanico de Mexico.

Unser letztes Museum des Tages ist das Alvarez Bravo Photographic Center. Derzeit werden Fotografien aus verschiedenen Zyklen von Alberto Ibánez gezeigt. „Del Mundo Somos“ zeigt Portraits und Szenen aus Äthiopien, Ruanda, Indien, Laos und Kuba.

 

Auf dem Weg zurück zu unserem Hotel überqueren wir wieder den Platz vor Santo Domingo. Auch jetzt bricht wieder eine Hochzeitsgesellschaft zum Umzug durch die Altstadt von Oaxaca auf. Karen & Manuel meinen es mit ihren Gästen besonders gut. Es gibt Mescal für alle.

Unterkunft:
Hotel Villa de Leon
Reforma 405, Col. Centro, 68000 Oaxaca de Juárez, Mexiko

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