Von Pamplona nach Oñate

Die Trachtenumzüge am Vormittag bilden einen der Höhepunkte des alljährlichen Altstadtfests von Pamplona. Rund um unser Hotel topbt mal wieder das Leben, diesmal bereits am Vormittag. Nach dem Frühstück im Cafe Iruñaver ratschen wir uns zunächst mit zwei deutschen Jakobspilgerinnen.

Zum Glück. Denn so geraten wir auf dem Rückweg zum Hotel „rechtzeitig“ mitten in die Umzüge der traditionellen Trachtengruppen.

Die „geschenkte“ Zeit gleichen wir aus, indem wir für den Weg ins Herz des Baskenlands zunächst die Autobahn nehmen.

 

 

 

Die letzten 20 Kilometer nach Oñate schraubt sich eine serpentinenreiche Landstraße durch die Berge. Für den Abend haben wir einen Besuch im Restaurante Echeverria Jatetxea geplant. Erinnerungen an frühe Kindertage werden wach.

Bereits beim Weg über den Rathausplatz durch die Gassen der Altstadt sind die Bilder von damals wieder da. Viel hat sich nicht verändert. Um diese Zeit scheint die halbe Stadt beim Paseo auf den Beinen. Vor den Bars sitzen Männer und Frauen meist getrennt voneinander in Gruppen beieinander oder flanieren geschlechts und altersgemäß getrennt voneinander an uns vorbei.

Gegen 21 Uhr öffnet das Restaurant und Martha, die Tochter des ehemaligen, mittlerweilen verstorbenen Besitzers Carlos Echeverria begrüßt uns freundlich. Spätestens als mich ihre Mutter herzlich in die Arme schließt, fühle ich mich zurückversetzt  in die Zeit vor mehr als 45 Jahren. Damals war dies nicht nur ein Restaurant sondern auch eine  Bar und ich durfte ein wenig hinter der Theke mithelfen. Geblieben sind einige Brocken Spanisch – vor allem die ortsüblichen Phrasen und das Zählen bis Ultimo gehen mir bis heute leicht über die Lippen. Auch Martha erinnert sich noch gut an diese Zeit und berichtet strahlend, wie ich Wein vom Fass in die Flaschen abfüllen durfte.

Beim Nachtisch nähert sich eine 85jährige freudig unserem Tisch. Es ist Consuelo, eine der Freundinnen meiner Mutter aus jenen Tagen, als diese als Au-Pair ein Jahr hier verbrachte – der Grund für die späteren häufigen Besuche mit der ganzen Familie in diesem ansonsten vom Tourismus weitgehend verschonten Flecken Spaniens. Sie berichtet von ihren Schwestern und Kindern und freut sich sichtlich, den Sohn von Rita nach all den vielen Jahren in den Arm nehmen zu dürfen.

Als wir sie später auf dem Weg nach Hause über den Rathausplatz begleiten, eilt eine junge Frau aus einer der anliegenden Bars auf sie zu. Es ist Consuelos  Tochter Aran, die sich wundert, warum ihre Mutter noch um diese Zeit unterwegs ist. Dann ein Blick zu mir, ein Strahlen: Das ist doch das Gesicht von Rita. Ich muss der Sohn sein. Klar, warum ihre Mutter jetzt noch auf den Beinen ist. Und kein Wunder, warum wir heute erst spät ins Hotel zurückkehren…

 

Unterkunft:
Hotel Ongi Etorri
Calle de Zaharra, 19, 20560 Oñate, Guipúzcoa

Restaurant:
Restaurante Echeverria Jatetxea
Kale Barria Nº 15, 20560 Oñate

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