Die Stufen von Calakmul

Die Maya-Stätten auf dem Gebiet des Biosphärenreservats Calakmul gehören zu den weniger besuchten. Dabei haben sie einiges zu bieten. Aber ihre Lage im abgeschiedenen Grenzgebiet Mexikos zu Guatemala macht einen Besuch manchmal nicht einfach.

Bevor wir das kleine Provinzstädtchen Xpupjil auf dem Highway Mex 186 Richtung Escárcega/Campeche verlassen, wollen wir noch einmal volltanken. Bei Cosys letztem Besuch vor 10 Jahren waren in dieser Gegend Tankstellen Mangelware und die Suche nach Benzin ein echtes Abenteuer gewesen. Das hat sich zum Glück heute geändert, wie wir schon auf der Hinfahrt tags zuvor bemerkt haben. Aber man kann ja nie wissen und wir wollen erst einmal unsere Bargeldreserven auffüllen. Da sieht die Lage nicht so rosig aus. Bei den Bankautomaten gibt es in dieser Gegend eine echte Unterversorgung. In Pupjil sind zwar zwei Automaten zu finden, aber das sind auch die einzigen im Umkreis von rund 100 Kilometern. Die ATM im Supermarkt verweigert sich den europäischen Karten, zum Glück ist der Geldautomat im Rathaus weniger zimperlich. Jetzt nur noch volltanken und los geht’s in Richtung Westen.

Nach rund 50 Kilometern biegen wir bei Conhuás rechts ab in eine kleine Straße, die direkt zur 2,5 Kilometer entfernten Ausgrabung von Balamkú führt. Wir sind die einzigen Besucher an diesem Vormittag. Der Name dieser Maya-Stätte gibt bereits den Hinweis auf ihr Hauptmerkmal: Balam = Jaguar, Kú = Tempel. Die Stadt mit dem Jaguartempel wurde erst  1990 wiederentdeckt und bislang nur zum Teil freigelegt. Dabei ging man offensichtlich behutsamer und bewusster vor, als andernorts Jahrzehnte zuvor. Unter der letzten Umbauung der „Casa de los Cuatro Reyes“ befinden sich die wohl schönsten, bisher entdeckten Stuckreliefs des Maya-Tieflands.

Ein Ranger öffnet das Vorhängeschloss, das die Tür zum Inneren der Umbauung verschließt. Die jetzt zugängliche 16 Meter lange und fast 2 Meter hohe plastische Stuckfassade aus dem 6. Jahrhundert AD ist wirklich etwas ganz besonderes.

Sie zeigt unter anderem Darstellungen einer Kröte und zweier Krokodile, aus deren aufgerissenen Mäulern oben  Könige (Reyes) steigen. Die Tiere in der Mitte der Fassade hocken auf Masken, die Erdmonster zeigen. Diese wiederum sind umgeben von vogelfressenden Schlangen und Jaguaren.

Auch die zweite Station der heutigen Exkursion ist ein verstecktes Highlight unserer Reise. Und das obwohl es sich um die größte Maya-Stadt überhaupt handelt. Vor über 1000 Jahren wettereiferte Calakmul mit der 100 Kilometer weiter im heutigen Guatemala gelegenen Stadt Tikal um die Vorherrschaft im Maya-Reich. Auf dem 25 km2 großen Gelände wurden bislang 6.000 Bauten und Strukturen entdeckt – Tikal hat in seinem 16 km2 umfassenden Areal „nur“ rund 3.000.

Der Weg nach Calakmul ist nicht einfach. Die knapp 5 Kilometer auf der Mex 186 von Balamkú zurück in Richtung Xpupjil zur Abzweigung bei Conhuas sind ein Katzensprung. Für die nun folgenden rund 60 Kilometer muss man dagegen 1,5 bis 2 Stunden Fahrzeit einkalkulieren. Die gebührenpflichtige Straße durch den Dschungel schlängelt sich kurvenreich durch das Naturschutzgebiet.

Nach den ersten 20 Kilometern erreichen wir eine weitere Schranke und die Straße wird noch einmal schmaler und kurviger. Richtig abenteuerlich sind dann die letzten 28 Kilometer der Strecke. Die Schlaglochdichte nimmt massiv zu und zwingt zu entsprechend langsamer Fahrt. Um viertel nach Eins sind wird dann endlich am Ziel.

Nach einem halbstündigen Fußmarsch auf einem befestigten Dschungelpfad erreichen wir die Plaza Central mit der Estructura VIII und der gegenüberliegenden alles überragenden Estructura II. Im Gegensatz zur Hauptpyramide von Chichen Itza ist der Aufstieg hier erlaubt. Der Ausblick von der oberen Plattform dieser mit 45 Metern Höhe zweithöchsten Pyramide der Mayas ist die Anstrengung wert. Nur Tikal hat mit einem 65 Meter hohen Bauwerk mehr zu bieten.

Vergleichsweise leicht geht der Aufstieg über die hohen, breiteren Stufen neben der Haupttreppe. Deren steile, schmale Stufen kann man sich für den Abstieg aufheben.

Unterkunft:
Chicanná Ecovillage Resort
Carretera Escarcega-Chetumal, 24640 Xpujil, Camp., Mexiko

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