Über die magischen Dörfer

Am Abend zuvor sind wir bis Valle de Bravo gefahren – einem weiteren Ort, von dem aus man eines der Winterquartiere der Monarch-Falter besuchen kann. Doch heute interessiert uns das „magische Dorf“ selber. Mit der Bezeichnung „Pueblo Mágico” werden von der mexikanischen Tourismusbehörde SECTUR Ortschaften ausgezeichnet, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters besonders sehenswert sind. Es ist zugleich ein Anreiz, die kolonialzeitliche Architektur der historischen Innenstädte zu erhalten. Grelle Neonwerbung ist verpönt, schlichte Holzschilder nennen Namen und Zweck der Geschäfte, Restaurants und Hotels entlang der mit groben Steinen gepflasterten Straßen.

Unser Quartier liegt mitten in der Altstadt und wir spazieren zum Frühstück in Richtung Zócalo. Auf dem zentralen Platz des Ortes vor der Kathedrale haben einige Schuhputzer ihre mobilen Arbeitsplätze geparkt und zwei Kinder eine moderne Skulptur als Spielzeug für sich entdeckt. In einer Seitengasse auf dem Weg zum Markt bieten indigene Frauen Heilpflanzen und Früchte aus den Bergen an. Was für ein Kontrast zum hektischen morgendlichen Treiben, wie wir es Tage zuvor in Mexiko-Stadt erlebten.

Jetzt geht es Richtung Süden. Da die am besten ausgebauten Straßen immer Richtung Hauptstadt verlaufen, bleibt uns ein erneuter Abstecher entlang der Mega-Metropole nicht erspart. Trotz der zu jeder Tageszeit üblichen Staus kommt man auf diesem Umweg am schnellsten zum Ziel. Am Nachmittag erreichen wir nach fast vierstündiger Fahrt von Valle de Bravo aus das rund 210 Kilometer entfernte Cuernavaca. Die Hauptstadt des Bundesstaates Morelos im mexikanischen Hochland wird nach Alexander von Humboldt auch „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt.

Auch hier ist der örtliche Zócalo unser Ziel. Was für ein Kontrast zu der Idylle im zuvor besuchten „magischen Dorf“. Die im Vergleich recht heruntergekommene Stadt hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Palacio Cortés versteckt sich gegenüber dem zentralen Platz hinter einem Bauzaun. Die 1535 fertiggestellte Residenz des spanischen Eroberers Hernán Cortés beherbergt heute ein Museum über die Geschichte Morelos mit Wandbildern von Diego Rivera.

Auf dem Zócalo warten einige Mariachi auf Kundschaft. Die hat zurzeit andere Interessen. In dem großen Zelt hinter der Kathedrale kann man Schlittschuhlaufen. Den meisten Einheimischen ist diese Art der Fortbewegung bei den sommerlichen Temperaturen eher suspekt. Sie schauen lieber von draußen hinein.

 

 

Am späten Nachmittag fahren wir weiter und erreichen bei Einbruch der Dunkelheit das rund 150 Kilometer entfernte Puebla. Unterwegs passieren wir den Popocatépetl. Der wolkenlose Gipfel glänzt in der Ferne harmlos im Licht der untergehenden Sonne. Eine trügerische Ruhe, wie wenig später ein Blick in den Rückspiegel zeigt. Unversehens ist eine größere Rauchwolke von der Bergspitze aufgestiegen. Ein kleiner vulkanischer Rülpser nur, aber doch ein Lebenszeichen des aktivsten Vulkanes des Landes.

Unterkunft:
Hotel Frida
Calle 2 Norte 206 Colonia Centro, Puebla Zentrum, 72000 Puebla, Mexiko

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