Fotoshooting in L. A.

Mittags sind wir mit Michael Stahlberg, einem alten Freund aus meinen 1990er Münchner Film- und Theatertagen zum Brunch verabredet. Er hat Pancho’s Restaurant in Manhattan Beach vorgeschlagen. Das mexikanische Restaurant ist in der Filmszene eine Institution. „Hier wurde schon so mancher Filmvertrag abgeschlossen und gefeiert.“ Der ideale Platz, um unser Wiedersehen nach 20 Jahren zu feiern.

Michaels Lebensmittelpunkt hat sich vor einigen Jahren nach Los Angeles verschoben, nachdem er zuvor ein Studium an der Münchner Filmhochschule und Zwischenstationen absolviert hatte. Später arbeitete er unter anderem in London als Assistent des britischen Filmregisseurs Tony, der ihn dann nach Los Angeles holte, als er dort ein Büro eröffnete. „Es war eine harte Zeit, aber sie hat meine gesamte Herangehensweise an die Produktion von Werbefilmen, die Professionalität und die Arbeit im Allgemeinen verändert. Anfangs dachte ich, ich würde das keine Woche durchhalten, da wir die Dinge in Deutschland so ganz anders machen, aber Tony hat mich immer weiter gedrängt: ‚Wenn du dir einen schnellen Läufer als Vorbild nimmst und mit ihm läufst, läufst du ebenfalls schnell, selbst dann, wenn du im hinterherläufst.‘ Wenn man bei der Produktion von Werbespots auf einem so hohen Niveau arbeitet, verändert das zwangsläufig Deine Art und Weise, zu denken und die Dinge zu sehen…“

Nach dieser Zeit bei seinem Mentor Tony Kaye folgten einige Jahre, in denen Michael als Cutter tätig war, bis er dann vor einigen Jahren zu seiner heutigen Berufung fand. „Ich habe begriffen, dass die Menschen, die mir etwas bedeuten, hier leben, und dass – wenn ich nach Deutschland oder London zurückkehren würde – dass ich all das zurücklassen müsste.“

Es folgten dreieinhalb Jahre Studium am Art Center College of Design in Pasadena. Diese wohl renommierteste Schule für Design der USA wurde 1930 von dem Werber Edward A. Adams gegründet. Fotografie gehört neben Industriedesign und Werbung bis heute zu den Schwerpunkten dieser Privatuniversität. Zu den ersten Lehrern gehörte beispielsweise der „Vater der Landschaftsfotografie“ Ansel Adams. „Die Zeit an diesem College war mit Sicherheit die glücklichste meiner Karriere. Dieses vollständige Eintauchen in die Welt der Fotografie in all seinen Facetten und Techniken ermöglicht es mir, heute bei meiner Arbeit noch auf die ursprüngliche Art und Weise zu arbeiten.“ In seinem eigenen Studio wird zwar digital fotografiert, die klassische analoge Ausbelichtung auf Fotopapier im Gelatine-Silber-Verfahren ermöglicht dann aber Vergrößerungen in einer Qualität, die eben nur mit analogen Verfahren in der Dunkelkammer möglich ist. „Das ist so wie bei der Musik, die klingt auf Vinyl eben auch anders, bessere als wenn man sie als MP3 digitalisiert…“

Nachdem wir uns beide auf den aktuellen Stand unserer Lebenslinien gebracht haben, bin ich neugierig geworden und will nach dem Essen unbedingt Michaels Studio besuchen. Gesagt getan. Es befindet sich in einem ehemaligen Lagerhaus in Pasadena. Wo früher Modeartikel genäht wurden. befindet sich heute ein bestens ausgestattetes Fotostudio. Das Faszinierende für mich: Die besten Ergebnisse werden abschließend auf analoges Filmmaterial übertragen.

Ich bin beeindruckt und gerne bereit für eine spontane Fotosession. Dabei lerne ich einiges darüber, wie ein Profi arbeitet.

Zum Schluss sind rund 430 Aufnahmen im Kasten, einschließlich einiger Shots nach dem Motto ‚Profifotograf fotografiert Amateurfotograf‘. Für die richtige Stimmung gibt’s Jazz. Er hat eine Schallplatte aufgelegt. Den Röhrenverstärker hatte er bereits eingeschaltet, als wir in seinem Loft ankamen. Wir beide haben uns unsere kreative Nische geschaffen, in der wir zwar die neuen digitalen Techniken nutzen, aber auf die „alten“ Techniken zurückgreifen, um die Qualität zu ermöglichen, für die wir „brennen“..

Es ist bereits dunkel, als Michael uns wieder zurück zu unserem Hotel bringt und ich bin gespannt, welche Bilder er später in eine engere Auswahl nehmen wird. Als wir uns von Michael und seinem Welsh Corgi „Voltaire“ verabschieden, bin ich sicher, wir werden nicht noch einmal so lange warten, bis wir uns Wiedersehen. Egal ob in Los Angeles oder in München.

Michael Stahlberg im Internet:

Essen & Trinken:

Pancho’s Restaurant
3615 Highland Avenue
Manhattan Beach, CA 90266

Unterkunft:

Hotel Pacific, Manhattan Beach
 850 North Sepulveda Boulevard
Manhattan Beach, CA 90266, USA

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