Backpacker: Next Generation

Das Boot ist voll, richtig voll. Bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt sind die Sitzreihen in der Schiffsmitte voll besetzt. Wir kämpfen uns bis zum Heck durch und finden noch zwei Plätze auf der Bank an der Reling. Rechtzeitig genug, schnell werden ein Paar Plastikstühlchen im Gang verteilt, am Boden sind noch Liegeplätze frei…

Mein Name ist Bradley und ich bin Alkoholiker …“ Der Jeanströger gegenüber nimmt es mit Humor. Es ist kühl und er hat sich ein graues Jackett angezogen, um der frischen Brise zu trotzen.

„Ich habe kaum geschlafen. Wenn ich deine Decke gehabt hätte, wäre es auf dem Boden gegangen.“ … „Hast du jemals gesehen, wie Affen lächeln, wenn sie Sex hatten?“ Eine Gruppe Jugendlicher hat es sich auf dem Boden bequem gemacht…

Die Felsbrocken im Fluss glänzen in der Morgensonne. Manche erinnern an ein dösendes Krokodil, links am Ufer mag es eine schuppige Ratte beim Trinken sein und hinter der nächsten Kehre lauert ein gewaltiger Flussdrache im  Wasser. Zwischendrin haben  Fischer ihre Netze an langen Bambusstangen aufgespannt. Links am Ufer stapfen drei Wasserbüffel vorsichtig durch den Sand zum Wasser.

Kaum sind zwei Stunden vergangen, nähert sich das Boot zum ersten Mal dem Ufer. Nein, der Mann mit dem Helm in Thasuang ist kein weiterer Passagier. Er liefert ein paar Pakete ab, die andernorts erwartet werden.

Ratta-dong, ratta-dong, ratta-dattata-dattata-dong, ratta-dong… Gemächlich gleitet das Slowboat den Mekong hinunter. Dichter Dschungel bedeckt die Berge an beiden Seiten. Gelegentlich eine kleine Bananen-Plantage. Im sauberen, vom sandigen Sediment gefärbten Wasser schwimmen Plastikkanister, kein Müll, sie kennzeichnen Untiefen und gefährliche Stromschnellen, geben Sicherheit…

Beim dritten Stopp in Ban Haiteu kommen zwei Junge Mönche an Bord, vor dem Maschinenraum waren noch ein paar Stehplätze frei…

„Expectations?” Eintätowiert am Fuß des jungen Perlen-Ohrring-Trägers mit Goldkettchen, der vor mir am Boden hockt. Seinen Arm zieren das Gerippe eines Chamäleons, ein Rabe mit Wurm im Schnabel – ein Skorpion reckt seinen Stachel… Die Mädels sind vorsichtiger: „Nur dort, wo es maximal ein wenig kitzelt,“ fachsimpelt eine vielleicht 17jährige mit einem Skelett in Hamlet-Pose am Arm. Sein oder Nichtsein? Fehlanzeige:

„I am Human and I need to be loved.“

Die Tattoos einiger der Kids in der Gruppe hier hinten erzählen ungewohnte, spezielle, ganz eigene Geschichten, die mich wieder einmal an Ray Bradbury‘s „Der Illustrierte Mann“ erinnern.

Dann machen Pastellkreiden und Zeichenstifte die Runde. Ganz altmodisch beginnen sie, sich gegenseitig zu zeichnen. Die Generation Selfie hat die klassische Porträtzeichnung für sich entdeckt. Das Handy dient einem anderen Zweck. “Changes…” ruft David Bowie aus der Playlist unsere jungen Mitreisenden. Es folgen Kate Bush, Queen und andere aus den 70ern. Passt. Ihren Musikgeschmack teilen wir gerne… Als dann noch ein handgeschriebenes Reisetagebuch die Runde macht, glaube ich fast, in eine andere Zeit zurückgereist zu sein.

Der Mekong macht eine letzte große Schleife und wir nähern uns allmählich Luang Prabung. Zurück in die Gegenwart: Für den Laos-China Hochgeschwindigkeitszug wurden zwei neue Brücken gebaut. Damit scheint die chinesische Bautätigkeit jedoch noch nicht am Ende, wie eine weitere Großbaustelle am Ufer, mutmaßlich für einen Staudamm zeigt. Für zukünftige Slowboat-Fahrten sind das nicht unbedingt gute Aussichten, wie wir 2016 auf unserer Fahrt auf dem Nam Ou erleben durfte. Dort ist aufgrund der sieben von China gebauten Dämme eine solche Bootstour heute nicht mehr möglich..  

Als wir schließlich Luang Prabang erreichen, ist es bereits nach fünf. Wir teilen uns ein Tuk-Tuk in die Innenstadt mit vier weiteren Mitreisenden und verabreden uns spontan zu Sylvester.

Unterkunft:
Ancient Luangprabang Hotel

Sakarin Road
Ban Phonheuang
85671 Luang Prabang, Laos

Essen & Trinken:
POPOLO „Cantina Convivial“

Kounxda Road
Ban Phone Heuang
85671 Luang Prabang, Laos

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