Von Taungoo nach Mandalay

Die Sonne ist bereits aufgegangen, als wir kurz nach sieben aufstehen. Unten wartet bereits ein üppiges Frühstück auf uns, von dem auch eine Großfamilie problemlos satt werden könnte: Obst und Fettgebackenes aus Reismehl in zahlreichen Geschmacksvarianten verführen zum Probieren. Und sogar Filterkaffee gibt es. Die Kaffeebohnen stammen von einem Bergvolk, das ein paar 100 Kilometer entfernt lebt und mit diesen Handel treibt. Hier in Toungoo werden die Bohnen geröstet. „Alles im Lot auf dem Boot“ begrüßt uns der Junge an der Rezeption. Offensichtlich kommen gelegentlich auch Deutsche hierher. Über dem Tresen hängt neben dem Bild der Besitzerin mit Doktorhut ein großes Foto von Aung San Suukyi. Vor nicht einmal einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen.

Die auch an einem Werktag wie heute fast leere Autobahn nach Mandalay führt an der neuen Hauptstadt Myanmars vorbei. Naypyidaw wurde Anfang des Jahrtausends unter totaler Geheimhaltung regelrecht aus dem Boden gestampft. 2006 überraschte die Militärregierung mit dem Umzug der Regierung und Verwaltung in die nach westlichem Muster geplante Megacity. Mittlerweile können auch Touristen die 7-Millionen Einwohner zählende Metropole besuchen, die dennoch mehr wie eine Geisterstadt wirkt. Nur wenige Fahrzeuge sind auf den zwei- bis dreispuren Straßen unterwegs. Keine Spur von dem üblichen geschäftigen Treiben an den Straßenrändern, wie man es von den über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte lang gewachsenen Städten und Dörfern des Landes kennt. Das traditionelle Leben findet keinen Platz in dieser Vision einer modernen Stadt, von der die herrschende Klasse bei der Planung geträumt haben mag.

Man merkt deutlich, dass hier ein Prestigeprojekt am Reißbrett konzipiert und im Niemandsland errichtet wurde. In einem der weitläufigen Bezirke entstehen große Hotels nach internationalem Standard. Sie sollen nicht nur Staatsgästen sondern nicht zuletzt den Edelsteinhändlern Quartier bieten, die für den Ankauf von Jade vor allem aus China kommen. Der Plan der Regierung scheint es, die politische Hauptstadt zur Edelstein-Hochburg der Region zu machen. Eine naheliegende Idee, wenn man schon keine geschichtsträchtigen Bauten vorweisen kann.

Die Wohngegenden der Reichen und Mächtigen erinnern an amerikanische Vorstädte, selbst Supermärkte dürfen nicht fehlen. Einer davon ist nicht nur einfach Super, ein Hyper Market musste es schon sein. Einen Hauch von Demut gegenüber der Vergangenheit des Landes erlaubte man sich nur bei Nachbau der Shwedagon. Sie ist ein Fuß niedriger als das Original und schimmert im Dunst der Geisterstadt der Macht.

Apropos Geister. Weiter in Richtung Mandalay haben wir das Glück, in einem Dorf am Wegesrand einer Nat-Zeremonie beiwohnen zu dürfen. Wie selbstverständlich werden wir in das bunte Treiben einebzogen. Die „Frau des Nat“ überreicht Claus einen Energy Drink – für die einen Einheimischen gibt’s dagegen Whisky direkt aus der Flasche…

Übernachtung:
Emerald Land Inn Hotel 
9, 14 Street, Pyi Gyi Yan Lone Quarters, Mandalay, Zentral Mandalay

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