Stadt, Land, Fluss – oder: gestern war hier noch ein Weg

Der zweite Tag unserer Tour mit Sarkani beginnt, wo der letzte endete: heute können wir die Diamantschleifer bei ihrer Arbeit besuchen. Im Pusat Informasi Dan Penggosokan Intan von Martapura erfahren wir, dass die geschliffenen Diamanten aus Indonesien früher als minderwertig eingestuft worden waren. Das lag nicht an der Qualität der Steine an sich, sondern an dem nicht Weltmarkt-konformen Schliff. Erst als man einen Mitarbeiter zur Ausbildung nach Amsterdam geschickt habe und dieser mit der „richtigen“ Technik zurückkehrte, gelang der Durchbruch.

Weiter geht’s gen Norden, vorbei an Rantau in Richtung Amuntai. Bereits weit vor und hinter dem See Bangkau stehen die Felder links und rechts der Straße unter Wasser. Es ist Regenzeit und manches der auf Stelzen gebauten Häuser hätte wohl ein paar Zentimeter mehr Abstand zum Boden vertragen. Während die Bewohner in der Trockenzeit vom Reisanbau leben, ist es während dieser Jahreszeit der Fischfang.

Einige Kilometer weiter erreichen wir den Ort Nagara am gleichnamigen Fluss. Wir wechseln auf ein flaches Klotok und setzen die Fahrt auf dem Wasser fort. Auch hier das gleiche Bild: Der Fluss ist weiter übers Ufer getreten und die Häuser an der etwas erhöht gelegenen Straße sind nur über Stege zu erreichen. Wir lassen den Ort hinter uns und biegen links in einen Seitenarm. Ziel sind die Wasserbüffel, die im Sommer auf den Reisfeldern ackern und sich jetzt in der überschwemmten Landschaft am wohlsten fühlen. Vor Einbruch der Dunkelheit werden sie auf Holzplattformen getrieben, bevor sie anderntags wieder frei gelassen werden.

Anfangs sind die Seiten des Flussarms noch mit Planken befestigt, um die Wasserpflanzen am Überwuchern der Fahrrinne zu hindern. Sobald die Begrenzungen fehlen wird es knifflig. Tags zuvor hatte es heftig gestürmt und die grünen Inseln durcheinandergewirbelt. Wo gestern noch ein Weg war, scheint heute kein Durchkommen mehr. Zweimal gelingt es dem Kapitän unseres Klotoks, die ursprüngliche Fahrrinne zu entdecken und die schwimmenden Pflanzenberge auseinander zu schieben. Keine hundert Meter mehr. Die Plattform mit den Wasserbüffeln ist zum Greifen nah. Doch jetzt geht nichts mehr. Volle Kraft zurück, bevor sich der Weg ins offene Wasser wieder schließt.

Aus Richtung der Wasserbüffel knattert ein schmaler Einbaum zu uns herüber. Mühsam aber erfolgreich findet er einen Weg durch das grüne Wassergestrüpp, der allerdings für unser Klotok zu schmal ist. Bewundernswert, wie der Bauer geschickt auf dem kibbeligen Boot balanciert und mit einer Stange die Pflanzeninseln zur Seite schiebt.

Kaum bei uns angedockt, bietet er an, uns einzeln mit seinem Kanu zu den Büffeln zu fahren. Wir hätten es ja bis hierhin geschafft und es wäre doch schade, so kurz vor dem Ziel aufzugeben. Wenige Minuten später sitze ich in dem Kanu und zweifle ein wenig an meinem Mut. Die fünfminütige Fahrt zu den Tieren dauert gefühlte zehn. Wie gut, dass ich die Kamera dabei habe. Konzentriert auf die Motive vergesse ich, auf welch schwankendem Boden ich augenblicklich unterwegs bin.

Auch die Rückfahrt zum Klotok gelingt ohne nennenswerte Probleme und ich klettere deutlich erleichtert auf das größere Boot. Das Erlebnis war es wert. Glück gehabt. Gleich zweimal. Denn kaum habe ich sicheren Boden unter den Füßen, beginnt es zu regnen. Die Gewitterwolken waren schon bei den Wasserbüffeln bedrohlich näher gekommen. Also rasch unter Deck und Volldampf voraus zurück nach Nagara. Und weil es das Timing heute einfach nur gut mit uns meint, hört es kurz vor der Anlegestelle auf zu regnen.

Die Kuppel der Jami Ibrahim Moschee leuchtet golden im Sonnenuntergang und über der Stadt spannt sich ein Regenbogen.

Unterkunft:
Grand Sandaga Syariah
Jl. Soeprapto, Kandangan Kota, Kandangan, Kabupaten Hulu Sungai Selatan, Kalimantan Selatan 71217

Guide:
Sarkani Gambi

 

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