Mexikanischer Surrealismus und Mariachi-Dämmerung

Erneut zieht es uns in den Chapultepec-Park. Heute besuchen wird das Museo de Arte Moderno (Museum of Modern Art), in dessen Sälen unterschiedlicher Größe nationale und internationale zeitgenössische Künstler ausgestellt sind.

Die derzeit umfangreichste Sonderausstellung „De aviesa intención. Psicoanálisis e identidades en el arte mexicano“ (Mit großer Absicht – Psychoanalyse und Identitäten in der Kunst Mexikos) wurde erst gestern eröffnet und läuft noch bis zum 24. Mai 2020. Sie ist der Historikerin und Kunstkritikerin Teresa del Conde gewidmet und zeigt einen Teil ihrer Sammlung surrealistischer und von der Psychoanalyse Freuds inspirierter Künstler.

90 Werke von 45 mexikanischen Künstlern zeigen deren Versuche, Freudsche Begriffe wie „Verleugnung“ (Negación), „Triebhaftigkeit“ (Libidinal) und „Fantasie“ (Fantasmata) mit künstlerischen Mitteln zu fassen.

Diese spiegeln sich eindrucksvoll in Bildern wie  „La Conquista“ (Die Eroberung) von José Clemente Orozco aus dem Jahr 1938,

„Mujer con niño“ (Mutter mit Kind) von David Alfaro Siqueiros aus dem Jahr 1966,

„La Madre tierra“ (Mutter Erde) von Jesús Guerrero Galván aus dem Jahr 1952,

„Cabezas religiosas“ (Religiöse Köpfe) von Guillermo Meza aus dem Jahr 1950

oder dem „Día de muertos“ (Tag der Toten) von Raúl Anguiano aus den Jahren 1947-48

und „Maternidad“ (Mutterschaft) von Diego Riviera aus dem Jahr 1916 – um nur einige zu nennen.

 

Natürlich darf auch Frida Kahlo in diesem Museum nicht fehlen. Ihr berühmtes Ölgemälde „Las Dos Fridas“ (Die zwei Fridas) ist in einem eigenen Raum ausgestellt. Die berühmteste Künstlerin Mexikos malte dieses doppelte Selbstportrait kurz nach ihrer Scheidung von dem Künstlerkollegen Diego Rivera. Dessen Porträt in den Händen der rechten Frida und das fehlende Stück Herz der linken Frida zeigen deutlich die tiefen Spuren dieses Ereignisses.

Am späten Nachmittag gehen wir noch durch das Freigelände rund um die beiden Museumsgebäude und besichtigen den Skulpturengarten. Auch hier sind der Fantasie bei der Interpretation der Werke keine Grenzen gesetzt.

Zeit für einen Szenenwechsel.
11 Busstationen weiter sind wir schließlich am Plaza Garibaldi angekommen. Hier sollen Mariachi-Bands für wenige Pesos Liebespaaren ein Ständchen bringen. Doch von der Bushaltestelle aus ist nichts zu sehen und zu hören. Aber zum Glück taucht vor uns ein traditionell gewandeter Mann mit Geigenkasten auf, dem wir einfach folgen. Und richtig geraten, er führt uns zu dem Platz, auf dem zahlreiche Musikanten ihre Dienste anbieten.

Für rund 120 Pesos darf man sich einen der Mariachi-Songs wünschen. Egal ob „La Cucaracha“ oder „Guantanamera“, alles wird mit der typischen Instrumentierung und Stimmgewalt der mexikanischen Volksmusiker mit einer satten Portion Schmalz zu Gehör gebracht.

Ein gutes Geschäft auch für die Restaurants rund um den Platz. Mittlerweile geht die Sonne unter und am Nebentisch wird ein frischverliebtes Pärchen von einem 7köpfigen Ensemble „bespielt“. Es dauert gefühlt eine halbe Stunde, bis der junge Liebhaber seiner Angebeteten endlich den ersehnten Antrag macht.

 

 

Kein Problem für die Musiker, deren erste Geige sorgfältig Buch über die vorgetragenen Songs führt. Damit bei der abschließenden Abrechnung keine Zweifel aufkommen. Aber bestimmt gab es Mengenrabatt…

 

Unterkunft:
Flavia y Mauricio (AirBnB)
Centro Histórico de la Cdad. de México, Centro, 06000 Centro, CDMX, Mexico

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