Mit der Fähre zu den Togian-Inseln

id-sw_2014-12-19-DSC_0014Am frühen Nachmittag bringt uns ein Minibus des Q-Hotels zum Hafen. Wir wollen mit der Tuna Tomini zu den Togian-Inseln in der Mitte Sulawesies fahren. Die Fähre pendelt zweimal die Woche zwischen Gorontalo und Wakai. Der Ticketverkauf am Hafen beginnt um 15 Uhr, ablegen soll das Schiff angeblich gegen 17 Uhr. Zur Auswahl stehen zwei Kategorien: den Unterschied zwischen „Economi“-Class (72Tsd Rp. mit Matte) und „Bisnis“-Class (89Tsd Rp. ohne Matte) macht eine Klimaanlage. In der einfachen Klasse sind als weitere Kategorie Liegeflächen für Schaumstoffmatten vorgesehen, im klimatisierten Deckbereich werden sie einfach zwischen die Stuhlreihen gelegt. Davon machen auch einige Crewmitglieder Gebrach, die ihre (unklimatisierte) Kabine zahlungskräftigen Gästen für rund 30 Euro pro Person überlassen. Wir leisten uns zwei „Bisnis“-Tickets, Matten haben wir selber dabei bzw. wollen die Möglichkeit nutzen, quer über mehrere Sitze zu schlafen.

id-sw_2014-12-19-DSC_0008An Bord erfahren wir von einem hilfsbereiten Einheimischen, dass sich die Abfahrt aus nicht näher erklärten Gründen um zwei Stunden verschiebt. Die Zeit bis zum Ablegen vergeht aber recht schnell. Hardy lässt es sich nicht nehmen, uns von seiner Arbeit für das Tourismusbüro von Gorontalo zu erzählen. Er verspricht uns, nach weiteren Touristen Ausschau zu halten, die sich mit uns ein Charterboot  von Wakai nach Katupat zum Fadhila Cottages teilen wollen. Für diese Unterkunft hatten wir uns am Vormittag entschieden und bereits über das Hotel telefonisch anfragen lassen, ob für die nächsten Tage noch ein Bungalow frei sei. Nach mehreren Versuchen hatte das schließlich geklappt. Auf Sulawesi ist nicht nur das Internet erstaunlich langsam, auch normales Telefonieren klappt nicht immer und überall. Da hilft es auch nichts, eine einheimische SIM-Karte zu kaufen. Wir waren mittags noch in einem Telefonladen gewesen, da wir einen Defekt der Karte vermutet hatten. Hier erklärte man uns lapidar, „eingeschränkter Empfang“ bedeute schlicht, dass vielerorts einfach kein Netz zur Verfügung steht. Das trifft sowohl für Teile der Stadt als auch und noch mehr für bevölkerungsarme Inselregionen zu.

id-sw_2014-12-19-DSC_0021An Bord füllt sich langsam das Unterdeck. In der Nebensaison kommen nur wenige Touristen an Bord, vor allem Einheimische nutzen jetzt die Fähre für den Transport ihrer Einkäufe in der großen Stadt. Unterdeck stapeln sich bereits Unmengen Reissäcke, Tüten mit Tomaten und anderem Gemüse sowie Möbel und ein kurioses Aluminiumgerüst. Letzteres ist ein Gestell zum Transport eines Leichensacks, wie uns Hardy erläutert. Da Muslime ihre Leichen nicht im Sarg sondern eingenäht in ein Tuch beerdigen, muss dieses von Trägern zum Friedhof getragen werden. Für einen Leichenwagen ist es auf den Inseln zu unwegsam, also wird der Sack einfach in das Gestell gelegt und mittels der Haltegriffe an den Seiten auf Kopfhöhe geschultert und von kräftigen Männern auch durch unwegsames Gelände getragen.

id-sw_2014-12-19-DSC_0028Als wir zu unseren Plätzen im oberen Deck zurückkehren, frönen dort bereits zwei Einheimische einem Lieblingssport vieler Asiaten: Inbrünstig schmettern sie die neuesten Schlager dieser Region. Dem Karaoke-Virus kann man offenbar nirgends entkommen. Zum Glück ist der Spuk jedoch bald zu Ende, da die beiden offiziell gar keinen Platz in dieser Klasse gebucht hatten. Bis zum Ablegen erhalten wir einen Einblick in das örtliche Nachrichten- und Werbeprogramm. Neben den üblichen Katastrophenmeldungen – mehr Überschwemmungen, Erdrutsche etc als Verkehrskatastrophen – zeigt die bunte Werbewelt die neuesten Ziele für Begehrlichkeiten: Instanttee aus der Tüte und natürlich die neuesten und effektivsten Cremes zum Weißermachen der Haut.

Mittlerweile ist es kurz nach halb Acht und die Fähre macht sich zur Abfahrt bereit. Beim Ablegen ist Schluss mit dem Satellitenempfang, aber dank der unerschöpflichen Festplatte eines Bordmitglieds läuft im Bordprogramm noch bis Mitternacht klassisches Hollywood-Entertainment. Jetzt hat auch das Bordkiosk offen. Neben Instant-Nudelsuppe im Plastikbecher und Instant-Tee und –Kaffee aus Plastiktütchen gibt es sogar gekühltes Dosenbier.

Nach dem Essen machen wir es uns auf unseren Matten bzw. den  Sitzen bequem. Die See ist ruhig, lediglich das leise Gewimmer örtlicher Schlagerschnulzen konkurriert mit dem entfernten Wummern der Schiffsdiesel. Irgendwann im Laufe der Nacht queren wir den Äquator: die Togians liegen unterhalb davon.

Unterkunft:
Fähre Gorontalo – Wakai, Bisnis-Class

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