Feiern mit den Toraja

id-sw_2014-12-29-DSC_0006Wie wahrscheinlich ist es, an einem Montag eine Toraja-Zeremonie zu erleben? Wenn es  Ende Dezember ist, stehen die Chancen besonders gut – und das gleich für mehrere Feiern. Der Grund ist ganz einfach: von rund 2 Millionen Torajas leben nur 400tausend hier im Hochland, alle anderen sind über ganz Indonesien verstreut. Zeremonien jeder Art sind Familiensache und das heißt Anwesenheitspflicht für alle nahen und fernen Verwandten. Damit auch wirklich jeder teilnehmen kann, werden die Feste bevorzugt auf die Tage zwischen Weihnachten und Sylvester gelegt.

id-sw_2014-12-29-DSC_0031Wir beginnen den Tag mit einer Hochzeit im Bergdorf Palawa, neun Kilometer nördlich von Rantepao. Die Braut wird noch in einem der traditionellen Häuser auf die Feier vorbereitet, während unter den Reisspeichern die Hochzeitsgesellschaft wartet. Endlich ist es soweit. Der stolze Bräutigam führt seine Angebetete behutsam die steile Treppe hinunter und schreitet mit ihr und den Angehörigen durchs Dorf. Am Ausgang warten schon die beiden geschmückten Fahrzeuge, die das Hochzeitspaar und die Trauzeugen zur Kirche bringen sollen. Die übrigen Gäste werden mit Pickups und ihren eigenen Pkw aufbrechen.

id-sw_2014-12-29-DSC_0114Nach diesem freudigen Ereignis folgt nach wenigen Minuten Fahrzeit im Dorf Tampan der Besuch einer Beerdigung. Der Tote verstarb zwar bereits vor einem Jahr, aber die Ausrichtung dieser Zeremonie ist auch besonders teuer und aufwändig. Je nach seiner Bedeutung und gesellschaftlichen Stellung können das mehrere Hundert Millionen Rupiahs sein. Sind die materiellen Voraussetzungen erfüllt, wird der Termin für die Bestattung bekannt gegeben.

id-sw_2014-12-29-DSC_0103Im Dorf wird eigens ein temporäres Gebäude zwischen den Reisspeichern und den Wohnhäusern errichtet. Auf den Emporen darin nehmen die nächsten Angehörigen Platz, ein Stockwerk über ihnen thront der Sarg mit dem Toten. Die mehrtägige Feier folgt einem genauen Ablauf. Wir erleben den Tag für den Empfang der Trauergäste. Wer am meisten zur Totenfeier beiträgt, erhält später den größten Anteil am Erbe. Penibel wird notiert und über Lautsprecher verkündet, wer was und wieviel beiträgt.

id-sw_2014-12-29-DSC_0057Neben Geld sind Sachspenden willkommen. Bei Touristen erwartet man 1 Stange Zigaretten und 2 Kilo Palmzucker. Von den Nachbarn und vor Verwandten wird deutlich mehr erwartet, wenn sie beim Erbe „mitspielen“ wollen. Tiere zählen zu den wertvollsten Geschenken. Bei der heutigen Zeremonie werden nach Einschätzung unseres Guides über 20 Wasserbüffel, rund 400 mittelgroße Schweine, ein Reh, eine Kuh und ein Pferd gestiftet. Ein Teil der Tiere wird anlässlich der Feier geschlachtet. Später künden die vor einem Wohnhaus an einer Stange gestapelten Büffelhörner vom „Wert“ der Beerdigungen der Familie.

Heute müssen nur die Schweine dran glauben. Die Wasserbüffel haben noch einen Tag Schonfrist. Sie sind die kostbarsten Geschenke. id-sw_2014-12-29-DSC_0105Ihren Wert bestimmt die Farbe des Fells – Albinos sind weniger wert als schwarz-weiße Tiere -, die Länge und Form der Hörner sowie die Augenfarbe – im Idealfall Blau. Während die Schweine auf Stangen in die Arena getragen werden, sich gelegentlich befreien können und unter den Reisspeichern verstecken, werden die teuren Büffel am Nasenring einzeln zur Begutachtung hereingeführt.

id-sw_2014-12-29-DSC_0080Das Ritual ist jedes Mal das Gleiche: erst folgt der Einzug der Trauergäste eines Familienstammes, dann die zugehörigen Tiere. Die Menschen aus der Nachbarschaft sitzen je nach gesellschaftlicher Bedeutung auf Matten unter den Reisspeichern oder beobachten das Ganze von eigens außerhalb des Dorfplatzes errichteten überdachten Podesten.

id-sw_2014-12-29-DSC_0145Auf dem Weg zu den ersten beiden Feiern kamen uns mehrmals Pickups mit geschmückten Bambuskäfigen auf der Ladefläche entgegen. Sie sind zur nächsten Art der Toraja-Feste unterwegs, den Hauseinweihungen. Dieses Ritual muss nicht unbedingt zeitnah ausgerichtet werden. Nach der Fertigstellung können auch mal dreißig Jahre vergehen, bis das Geld für das Ausrichten der Feier beisammen ist.

id-sw_2014-12-29-DSC_0189Im Dorf Rammang haben wir Gelegenheit, eine solche zu erleben. Oben an der Straße werden die Pickups entladen. In den Bambusgestellen befinden besonders gut genährte Hängebauchschweine im XXL-Format. Sie werden einzeln in den mit Blumen geschmückten Käfigen von der Dorfjugend mithilfe von Tragestangen einen rutschigen Pfad zum Dorfplatz hinunterbugsiert. Dort ist schon bald kaum noch Platz für weitere Gestelle. Am Ende werden es über 150 Schweine sein.

Die Rückfahrt nach Rantepao führt durch Reisterrassen auf schmalen Nebenstraßen.

Unterkunft:
Pia’s Poppies
Jl. Pongtiku, Rantepao
Email: poppiestoraja@yahoo.co.id

Guide:
Yatim Sucipto
Jl. Adelweis No. 5, Malango Rantepao
Email: yatim.sucipto@yahoo.com

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